Zuerst möchte ich kurz erklären, was das Streckenflugabzeichen Silber-C ist. Das sogenannte Silber-C kann von jedem Segelflieger gemacht werden, welcher in den Streckenflug einsteigen möchte. Die Bedingungen für das Abzeichen schreibt die FAI (Fédération Aéronautique Internationale) vor. Es können verschiedene Abzeichen erflogen werden. Vom einfachsten, dem Silber-C, zum Gold-C bis zum Diamanten-Abzeichen. Heute berichte ich über meinen Weg zum Silber-C. 

Das Silber-C-Abzeichen setzt voraus, dass in mehreren Flügen (2-3 Flügen) folgende Bedingungen erfüllt werden: eine Flugdauer von 5 h, eine Höhenüberwindung von 1'000 Metern und einen Streckenflug von mehr als 50 km.

Für mich war klar, dass ich nach der Prüfung in den Streckenflug einsteigen möchte, daher bereitete ich mich bereits in der Vorsaison auf die Flüge vor. Der wichtigste Bestandteil war die Routenplanung. Damit der Streckenflug von 50 km gültig ist, musste vor dem Flug eine Streckenflugaufgabe im Logger eingetragen werden. Diese Aufgabe kann zum Beispiel ein Dreieck sein. Wichtig ist aber, dass ein Dreiecksschenkel mindestens 50 km lang ist. Im Winter hatte ich daher genug Zeit, mir Gedanken zu machen, wie und wo ich das Dreieck plane. An Tagen, an denen das Wetter gut aussah, konnte ich einfach eine meiner Aufgaben, die gut passte, herausnehmen und direkt in den Logger eintragen.

Die erste Bedingung erfüllte ich am 5.4.2024. An diesem Tag sah das Wetter nicht nach Streckenflug aus, doch als sich am Mittag die ersten Kumuluswolken über dem St. Anton bildeten, wollte ich schauen, wie lange ich mich oben halten kann. Der Schleppflieger zog mich unter die erste grössere Wolke über Oberegg. Nach dem Klinken versuchte ich Anschluss zu finden, dies stellte sich jedoch als nicht gerade einfach heraus. Ich konnte ein bisschen Höhe gewinnen und versuchte mein Glück bei den Wolken, die oberhalb von Altstätten ganz gut aussahen. In Altstätten konnte ich aber keinen Aufwind finden. Mit geringer Höhe musste ich zum Flugplatz zurückkehren. Über Berneck (1'300 m) ertönte das Vario aber mit 1-2 m/s steigen, ich kreiste ein und versuchte im Thermikschlauch so gut wie möglich, die Mitte zu finden (zentrieren). Es funktionierte gut, ich kreiste dutzende Male und gewann Höhe. Als ich dann noch im selben Schlauch 2’300 m erreichte, erfreute mich dies sehr, da ich die erste Bedingung fürs Silber-C erfüllt hatte. Noch im selben Flug erreichte ich eine Höhe von 2’600 m, was bedeutete, dass ich die 1'000 m Überhöhung sicher erreicht habe.

11.05.2024

Der Wetterbericht sagte gutes Streckenflugwetter voraus. Ich verglich die vorher geplanten Aufgaben mit dem Wetterbricht und entschied mich für die Aufgabe: Hohe Kugel, Elmen (im Lechtal), Damüls und wieder zur Hohen Kugel, total 125km. Nach der Vorbereitung und der Besprechung mit den Fluglehrern und Streckenflugpiloten zog mich der Schleppflieger um 11:23 Richtung Hohe Kugel. Auf Höhe des Flugplatzes Hohenems klinkte ich und flog zur Startlinie oberhalb der Hohen Kugel. Nachdem ich die Startlinie überflog, stellte ich zuerst sicher, dass ich genug Höhe hatte, bevor ich weiter Richtung Elmen flog. An der Hohen Kugel hatte es zwei drei Wolken, wo ich mich gut halten konnte. Ich blieb bewusst noch ein bisschen an der Hohen Kugel, um zu beobachten, wie sich die Wolken in Richtung Arlberg entwickeln, denn dort schienen sich zunächst noch nicht viele Wolken zu bilden, was mich zum Entschluss brachte, den Weg Richtung Elmen über den Bregenzer Wald zu wagen. Der Start gelang gut. Die ersten Kilometer vorbei an Mellau, Hoher Ifen, Oberstdorf brachten mich schon näher zum ersten Wendepunkt. Doch gerade im Bereich Lechtal, wo mein Wendepunkt lag, waren keine Wolken zu sehen, ich blickte ständig nach Möglichkeiten, irgendwie denn Wendepunkt zu erreichen. Zudem hatte ich das Problem, dass ich je länger, je tiefer flog. Die angesteuerten Wolken brachten keinen wirklichen Aufwind und es kam so weit, dass ich mich auf eine sichere Aussenlandung auf dem Flugplatz Agathazell fokussieren musste. Schon nahe am Flugplatz Agathazell kämpfte ich mich aber langsam wieder hoch. Am Grünten Berg konnte ich vom Wind (aus Nordwesten) profitieren und mich aus einer Höhe von 1'250 m mit Hangwind wieder zur Wolkenbasis hinauf kämpfen. Der Abstecher zum Flugplatz Agathazell war nicht geplant, aber der Zeitvertrieb lohnte sich, da sich nun oberhalb des Lechtals Wolken befanden. Der Wendepunkt in Elmen konnte ich dann mit einer Höhe von 3'000 m überfliegen. Nun hiess es Kurs Richtung Damüls. Von Elmen aus Richtung Damüls vorbei an Warth und Lech musste ich nur drei Mal einkreisen, um genügend Höhe zu haben (natürlich noch ein paar erfolglose Einkreisversuche). In Damüls flog ich den Wendepunkt ab und entschied mich, noch Richtung Klosters zu fliegen. Nach dem Abstecher ins Prättigau überflog ich die Ziellinie oberhalb der Hohen Kugel und setze um 16:36 zur Landung an.

Ich war zufrieden mit meiner Leistung, denn die Gesamtflugstrecken betrug 277 km und eine Flugzeit von 5h 15min. Zudem erfüllte ich die restlichen Bedingungen für das Silber-C, was mich erfreute.

Der erfolgreiche Flugtag wurde mit einer gemeinsamen Runde beendet.

Nicht zu vergessen, das Wichtigste am Silber-C war, natürlich, dass die Flüge im Antragsformular für Internationale Leistungsabzeichen richtig protokolliert wurde und anschliessend dem Aero-Club zur Überprüfung der Gültigkeit zugesandt wurden.

Am 25.6.2024 erhielt ich per Mail die Bestätigung, dass die Bedingungen fürs Silber-C gültig waren. Mit dem ersten Streckenflugabzeichen blicke ich motiviert nach vorne und bereite mich bereits für das nächste Streckenflugabzeichen, dem Gold-C, vor.

Link zu den Flügen:
80 km · Stefan Gertsch · St Gallen-Altenrhein 05.04.2024 (weglide.org)
277 km · Stefan Gertsch · St Gallen-Altenrhein 11.05.2024 (weglide.org)