Klippeneck 2019
Nach langer Vorfreude ist es endlich wieder soweit. Ich montiere meinen Flieger auf der Klippeneck bei schönem Segelflugwetter. Der Flugplatz gehört uns ganz alleine, das heisst uns und den ca. 1000 Schafen, die unter der Aufsicht vom Schäfer, das Grass auf der Alp fressen. Das Zelt ist aufgestellt, der Flieger am Start, also ab in die Luft. Schon in 200 bis 300 m über Grund wird der Motor abgestellt und in der Thermik über der Dreifaltigkeit weitergestiegen. Nach kurzer Zeit fliege ich nach Westen und bin schon an Albstadt vorbei. Die Hohen Zollern, der Fahrenberg dienen für Anfänger als gute Orientierungspunkte. Das Gebiet ist auch wegen der vielen Flugplätze und Aussenlandemöglichkeiten für Anfänger sehr geeignet. Zwischen Ulm und Aalen wird gewendet da die Basis etwas absinkt. Zurück in nähe Klippeneck fliegen wir noch an den Luftraum Zürich nähe Konstanz und dann ab nach Hause. Für den ersten Tag ist dies mit 340km ja ein schöner Flug und die Wetteraussichten für die nächsten Woche sind toll. Lediglich die nächsten zwei Tage sind etwas flau.
Am Abend reist auch Römi an und stellt sein Zelt auf. Den Samstag lassen wir aus, da das Wetter nur wenig Thermik verspricht. Wir nutzen den Tag um Römi, der das erste mal in Klippeneck fliegt, den Flugplatz zu zeigen und ihn mit den Flugplatzregeln vertraut zu machen. Natürlich wird auch etwas für den Grill gekauft. In der Nähe gibt’s einen EDEKA mit Fleischspezialitäten wie Iberico-Koteletts oder feines Entrecote. Es ist einfach herrlich direkt neben den Flugzeugen zu campieren und bei Steak und Bier über das fliegen zu plaudern.
Am Sonntag gibt’s einen kurzen Flug nach Ulm und zurück und am Montag geht’s dann mit über 500km richtig los. Wir fliegen nach Gunzenhausen und noch kurz in den Schwarzwald. Römi schwärmt von der feinen ruhigen Thermik im Vergleich zur eher ruppigen Angelegenheit in den Alpen. Auch die Wolkenstrassen entlang der Donau, aufgereiht wie Autobahnen, lassen 80km Gleitflüge zu, ohne einen Meter an Höhe zu verlieren.
Leider ging an diesem Tag mein Fahrwerk kaputt und der Dienstag war ich dann mit Fliegertauschen beschäftigt.
Am Mittwoch und Donnerstag flog ich dann mit der DG-300. Da nur sehr wenige Flieger anwesend sind wird die Winde nicht aufgestellt und es wurde geschleppt. Der erste Schlepp 20 Euro, der zweite 24 Euro. Das kostet bei uns ja die Landegebühr. Beim ersten Flug überraschte mich die Wendigkeit der DG-300 und das einfache Handling. 475km am ersten und 525km am zweiten Flug stimmten mich für den Wettbewerb zuversichtlich.
Wie jedes Jahr sind am Klippeneck viele Familien am Urlaub machen. Das Gebiet ist sehr schön zum wandern oder Velofahren. Für die Kinder sind verschiedene Aktivitäten wie malen, schminken oder Basteln organisiert. Aber da so viele Kids anwesend sind finden sie immer eine Beschäftigung. Die Festwirtschaft ist gut eingerichtet und rege besucht.
Die ersten beiden Wettbewerbstage waren nicht zum Fliegen, dann aber ging es los. Die Basis war zwar 1000m tiefer als im Training, aber auf der Alp geht es ab 1700m Basis ja gut zum fliegen (halt etwas langsamer). Aber Hauptsache ich kann das Wettbewerbsfliegen wieder geniessen. Am Morgen das Briefing wo das Wetter genau erklärt wird, die Aufgaben werden verteilt, die Startaufstellung ist genau geregelt. Du musst eigentlich nur das tun was du am liebsten machst, fliegen.
Einmal in der Luft gilt es den besten Startzeitpunkt und die Abflugrichtung zu erkunden. Sobald die Startlinie geöffnet wird, muss ich mir über den Abflug im Klaren sein. Vor allem wenn Wetterbedingt kurze Aufgaben ausgeschrieben sind und sich dadurch ein Fehler viel mehr auswirkt als bei langen Aufgaben.
Das Handling von der DG300 wird mir von Flug zu Flug vertrauter. Durch den schlechteren Gleitwinkel verschätze ich mich aber noch ab und zu, und komme so etwas tiefer als geplant. Das wiederum zwingt mich auch mal einen weniger guten Aufwind zu nutzen. Ich weiss immer noch nicht wie es die guten Piloten schaffen, auch wenn sie tief kommen, meistens einen guten Aufwind zu finden.
Beim letzten Flug waren die Aufwinde schwächer und die Basis tiefer als angekündigt. Sehr vorsichtig wurde abgeflogen und die ersten drei Wendepunkte umkreist. Der letzte Schenkel sah dann etwas besser aus, aber die doch noch geringe Basishöhe veranlasste mich das Tempo nicht zu forcieren. Ich wollte ja auch nicht am letzten Tag noch eine Aussenlandung machen. Die letzten 70 km hätten dann aber doch noch etwas mehr Tempo zugelassen, ich realisierte dies aber zu spät und erreichte das Ziel dann ca. 15 Minuten später als der Tagessieger. Aber ich war froh am Ziel zu sein und wie sich dann herausstellte auch noch auf dem Podest zu landen. Die Freude darüber tröstete mich über den Fahrwerksschaden der ASH hinweg.
30. Oktober 2019 Guido Halter